Hinweise und Empfehlungen der Sprechergruppe des Bundesforums Katholische Seniorenarbeit (BfKS):
Die Advents- und Weihnachtszeit ist eine Zeit der Hoffnungen und Erwartungen. Dieses Jahr ist durch die Pandemiesituation vieles ganz anders, doch nach wie vor steht für uns der Dienst am Menschen im Mittelpunkt. Wir müssen bei allen Herausforderungen derzeit nach Wegen suchen, um die heilsame und friedvolle Botschaft Jesu zu leben und zu übermitteln. Dabei dürfen wir vor allem diejenigen nicht vergessen, die einsam oder sozial ausgeschlossen sind. Gerade mit der Corona-Pandemie ist diese geprägte Zeit noch einmal besonders prekär, weil die Menschen verstärkt Ängste verspüren oder an Einsamkeit leiden.
Die Politik hat für die kommenden Wochen neue und weitergehende Maßnahmen beschlossen. Täglich erscheinen Nachrichten rund um Corona und das Weihnachtsfest. Für den Bereich der Seniorenpastoral wird deutlich, dass es auf einem schmalen Grat weitergeht. Auf der einen Seite ist die Vermeidung eines Gesundheitsrisikos maßgeblich, da vor allem die ältere Generation einem erhöhten Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs von Corona ausgesetzt ist. Auf der anderen Seite können wir in diesen dunklen Wintermonaten niemanden auf sich allein gestellt und sozial isoliert zurücklassen. Wir müssen gleichermaßen rationale Entscheidungen treffen, sowie Ängste und Unsicherheiten wahrnehmen, Menschen darin begleiten und Zeichen des Zuspruchs setzen. Die ganzheitliche Betrachtung der menschlichen Gesundheit, physisch wie auch seelisch, ist dabei zentral.
Der Umgang mit den Maßnahmen stellt uns in dem Feld der Seniorenpastoral vor eine unheimliche Herausforderung und auch Verantwortung. Durch das Frühjahr und den Herbst sind wir aber nicht unvorbereitet. Die zuständigen Stellen der Seniorenpastoral in den (Erz-) Bistümern haben bereits viele innovative und erfinderische Wege gefunden, die Menschen weiterhin spirituell zu begleiten. Ob digital oder durch neue Formate haben Sie vor Ort Kirche in ihrem diakonischen Wirken bekräftigt. Wir möchten uns noch einmal für diesen Einsatz bedanken und mit Nachdruck dazu aufrufen, daran festzuhalten. Ihre Arbeit ist an vielen Stellen für viele Menschen einzigartig und so wichtig. In den kommenden Wochen wird die Nachfrage ungleich groß sein. Die Advents- und Weihnachtszeit ist vielen Menschen außerordentlich wichtig und natürlich wird das Fest nicht ausfallen. Wie etwas stattfinden kann, ist die entscheidendere Frage. Programme müssen wieder den Umständen und Auflagen entsprechend gestaltet werden, sodass sie keine gesundheitliche Gefährdung darstellen. Abwägungen, was sinnvoll und im Rahmen des Möglichen ist, gehen selbstverständlich einher. Wir müssen uns in dieser Zeit umso mehr um unsere ehrenamtlichen Mitarbeitenden sorgen, die uns in vielen Dingen eine große Stütze sind. Volle Kirchen sind nach wie vor nicht denkbar, aber es gibt zahlreiche spirituelle Alternativen wie Wort-Gottes-Feiern, Frühschichten, Gebete oder Meditationen, die in kleinem, familiärem Kreis stattfinden können. Ob zu Hause oder in pflegerischen Einrichtungen: Wir dürfen niemanden vergessen.
Wichtig ist uns noch einmal darauf hinzuweisen, dass eine dauerhafte soziale Isolation keine Alternative darstellt. Beschränkungen zum Schutz der Gesundheit sind in aller Regel gerechtfertigt. Es ist im Laufe des Jahres aber doch in einigen Fällen dazu gekommen, dass Menschen von Angehörigen und auch Seelsorgenden für einen langen Zeitraum nicht besucht werden durften oder sogar eingesperrt wurden. Gerade in den Advents- und Weihnachtstagen muss ein Besuch möglich sein. Der Einsatz von Schnelltests kann da helfen. Alle Menschen haben grundsätzlich ein Recht darauf, seelische Begleitung zu erfahren. Für dieses Recht haben wir uns in unserer Vernetzung mit der BAGSO stark gemacht. (siehe: https://www.bagso.de/publikationen/stellungnahme/rechtsgutachten-besuche-in-pflegheimen/)
Der Kontakt zum Team einer Einrichtung ist dabei häufig der Schlüssel. Es gibt verschiedene Auflagen, die auch einen direkten Umgang mit Corona-Infizierten ermöglichen. Das kann beispielsweise eine Präventionsschulung zur Hygiene sein, die bereits von einigen Diözesen angeboten wird, um weiterhin Zutritt zu pflegerischen Einrichtungen zu erhalten. Vor allem mit Sterbenden und deren Angehörigen müssen wir im Kontakt bleiben können, wenn sie das wünschen. Aber auch andere Umstände oder Krankheiten wie beispielsweise Demenz oder psychische Belastungen zeigen uns existenzielle Nöte, die einer Fürsorge bedürfen. Durch die weitläufige Vernetzung möchten wir uns explizit als Ansprechpartner*innen anbieten, wenn Ihnen Umstände bekannt sind, für die Sie sich (auch rechtlich und ethisch) stark machen möchten. Das, was vor Ort nicht gelöst werden kann, können wir mit Erfahrung von woanders und mit Einfluss durch bundesweite Vernetzung vielleicht schaffen. Informieren Sie sich dabei gerne regelmäßig auch bei der BAGSO, die über das gesamte letzte Jahr unsere ethischen Anforderungen vortrefflich auf eine politische Bühne gehoben hat.
Ebenso ist zum Weihnachtsfest selbst dieses Jahr keine große (Familien-)Feier möglich. Das stellt für viele von uns einen großen Verzicht dar, der seine Spuren hinterlassen wird. Die Sehnsucht nach Gemeinschaft ist groß. Es ist aber die Realität des diesjährigen Weihnachtens, die wir annehmen und auch der älteren Generation vermitteln müssen. Das Versenden von Weihnachtskarten und (Video-)Anrufe bei Familienmitgliedern zum Fest sind nur die ersten alternativen Ideen für dieses Jahr, da ist der Kreativität keine Grenze gesetzt. (Für Beispiele siehe: https://www.dbk.de/themen/weihnachten-2020/) Es kann hilfreich sein, sich freiwillig vor Weihnachten in Quarantäne zu begeben, um sorgloser am Fest seiner Familie oder Freunden teilzunehmen. Es wird kein trauriges Weihnachtsfest, sondern ein Fest von greifbarer Zuversicht werden. In unsere oft dunkle Zeit tritt Gott als verletzliches Kind und schenkt uns Grund zur Hoffnung auf ein Leben im Licht und seinen Frieden. Das diesjährige Weihnachtsfest wird uns voraussichtlich lange in Erinnerung bleiben und wir selbst haben es zu einem großen Teil in der Hand, diese Erinnerung zu gestalten.
Wir wünschen Ihnen und Euch eine besinnliche und sinnstiftende Advents- und Weihnachtszeit und für die wertvolle Arbeit vor Ort viel Elan, Kraft und Gottes reichen Segen!
Eure/Ihre Sprechergruppe des BfKS
im Advent 2020